Den inneren Kommentator auf stumm stellen....

Kennt ihr das auch? Diese kritische Stimme, die schon am Morgen mit euch schimpft und gemeine Sachen sagt? Jede Schwachstelle kennt und kommentieren muss? Erbarmungslos zuschlägt und an manchen Tagen einfach nicht aufhört zu sabbeln? Na, dann herzlich Willkommen im Club! Je mehr ich mit anderen Menschen arbeite, umso klarer ist: Wir alle haben sie! Bei manchen ist sie lauter, bei anderen leiser. Ich nenne diese bösartige Stimme meinen inneren Kommentator. Früher war sie eher eine rasende Reporterin- immer mit mir unterwegs und, damit ich auch verstehe was sie gerade denkt, kaum ruhig. Zu allem hatte sie was zu sagen! Mittlerweile geht es besser, sie ist ruhig und vor allem: Sie ist milde geworden. Und das habe ich alleine: - Trommelwirbel! - mir selber zu verdanken. Jawoll! Und wie das ging, die Dame auf stumm schalten zu können, dazu gibt es heute meine Top 5! Fand ich nämlich gar nicht so schwierig....

  1. Gut zuhören! Bevor ich etwas ändern konnte, musste ich zuhören lernen. Verstehen, was los ist. Was sagt sie eigentlich? Wann zetert sie am lautesten? Nicht immer schön, was dabei rauskam. Mir wurde zum Beispiel klar, wie eitel ich doch bin. Denn meistens schimpfte sie bei mir über mein Aussehen (zu bieder/ zu speckig/ zu..ach, zu alles!). Ich muss nicht betonen, dass ihre Laune auch hormonellen Schwankungen unterlag, oder? Toll jedoch ist:  Einmal verstanden, wann genau sie laut ist und was sie will - und ich hatte sie irgendwie besser im Griff.
  2. Für was steht sie?  Gut zuhören führte mich zu der Erkenntnis, dass ich anscheinend andere Ansprüche an mich habe, als ich mir manchmal - vermeintlich abgeklärt- eingestehen will. Unrealistische Ansprüche an mich selber (wahnsinnig gut aussehen, beeindruckende Leistungen im Job, Spitzenkochkünste...)!  Und sie zeigt mir meine Ängste, wie ich "nicht sein will". Was ich befürchte wenn ich vermeintlich "schlechter" werde. Sie kommentierte mich früher vernichtend, um mich anzutreiben! Damit nichts "Schlimmes" passiert. Genau drüber nachgedacht war das aber auch Quatsch - so oder so würde kaum etwas "Schlimmes" passieren. Ob nun das Essen sensationell oder durchschnittlich schmeckte. Das war spannend zu erkunden.
  3. Milde lernen! Das einmal erkannt kam das Schwierigste: Diese Ansprüche loslassen. Die eigenen Ansprüche endlich gerade rücken! Schimpft die Stimme morgens über das zerknautschte Gesicht mit ersten Falten oder die störrischen Haare? Dann war es anfangs ganz schön komisch sich im Spiegel anzulächeln und zu sagen: Und ich liebe mich so! Ich liebe die Fältchen, die verrückte  Frisur am Morgen!  Bewusst das Gegenteil zu denken, das klappte nicht auf Anhieb. Aber nach und nach konnte ich über die strenge Punktrichterin in mir lächeln und mich besser akzeptieren. Mit mir milder sein. 
  4. Einzigartigkeit leben und lieben! Die Ansprüche in uns kommen meist aus unserer Erziehung, aus Situationen, die wir erlebt haben und in denen wir vermeintlich gelernt haben, wie es "sein sollte". Wir glauben, wenn wir nur gut genug / hübsch genug / brillant genug wären - dann würde alles gut werden. So war es jedenfalls bei mir. Was für ein Quatsch! Es ist eine Reise, auf der wir nie ankommen können. Die eigene Einzigartigkeit akzeptieren lernen, lieben lernen - das ist eine Lebensaufgabe.  Was nicht heißen soll, dass ich ein lernunwilliger, selbstverliebter Egozentriker werden will. "Du bist einzigartig, wie alle anderen auch" habe ich mal auf einem Seminar gehört. Ein schöner Satz finde ich.
  5. Einen neuen Kommentator zulegen! Als ich angefangen habe über meine Ansprüche nachzudenken und die innere Stimme mit positiven Kommentaren zu übertönen und meine Einzigartigkeit liebevoll anzunehmen ...dann ging es automatisch. Automatisch kam es mir viel eher in den Sinn Positives über mich, und damit spannenderweise auch über andere, zu denken. Es galt einfach nur immer wieder diese kleine, meckernde Stimme quasi innerlich mild lächelnd auszuschalten. Und dafür andere Stimmen - ich nenn sie mal den inneren Cheerleader - hochzuholen. Meine neue Stimme (der Cheerleader),  lächelt und schaut stolz, ja nahezu liebevoll mit Kommentaren vorbei.  Sie unterstützt mich, wenn ich es brauche. Im tollen Buch "Crazy, sexy diet" rät Kris Carr dazu mit sich selbst so zu sprechen, wie wir zugewandt und liebevoll mit einem kleinen Kind sprechen würden. Würden wir da etwa schimpfen, wie es aussieht? Morgens schon meckern, weil die Haare strubbelig sind? Oder würden wir der Kleinen geduldig die Haare bürsten und ihr dabei sagen, wie schön ihr Haar aussieht? Ich finde, das ist ein guter Vergleich, oder? 
Meine Stimme hat sich gewendet. Das hat ein wenig gedauert. Aber für alle, die mit sich nicht so glücklich sind, denen kann ich aus vollstem Herzen raten: Seid euer eigener Cheerleader! Sich am Abend für das loben, was am Tag gut gelaufen ist, was ihr gut gemacht habt - das ist eine meiner Lieblingsübungen. Viel Spaß damit :-)

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